“Photos, die die Nacht zeigen, egal zu welcher Tageszeit. Die Nachtseiten der Welt und der menschlichen Existenz. Guido Schulz ist niemals bestellt darum, irgendetwas festzuhalten – kurz anhalten bloß, und weiter. (…) Gerade eben hat es sich noch bewegt, alles, auf diesen Bildern dann aber ist eigentlich alles schon wieder vorbei.” – Benjamin von Stuckrad-Barre
“Ich bin ein einfacher Mensch aus dem Volk”. Mit diesem einen Satz beschreibt sich Guido Schulz auf seinem Instagram-Account. Und offenbart damit die Widersprüchlichkeit seiner fotografischen Kunst, die von ihrer Schlichtheit und zugänglichen Natur geprägt ist, während sie gleichzeitig eine tiefe Komplexität und Vielschichtigkeit in den Imperfektionen des Alltags offenbart.
Guido Schulz, geboren 1960 in Neustadt an der Weinstraße, ist ein genauer Beobachter und Fotograf, dessen Werke den Reichtum des Alltags auf faszinierende Weise einfangen. Mit einer beeindruckenden Karriere, die für ihn 1982 mit einem Job im Plattenladen WOM in München startete und als Musikmanager für Größen des Showbiz gipfelte, hat Schulz eine tiefe Verbindung zur Musikbranche. Er arbeitete mit namhaften Künstlern wie Frankie goes to Hollywood, Brian Ferry und Lil Kim zusammen. 1994 kam er nach Berlin. Seit 2018 ist Schulz mit großer Leidenschaft und Hingabe als Fotograf tätig.
In seinen fotografischen Arbeiten vereint Schulz seine musikalische Erfahrung mit einem einzigartigen Blick für den Moment. Man meint, in seinen Bildern diese musikalische Verbindung zu spüren, als würden sie eine unhörbare Melodie erzeugen, die unsere Sinne anspricht. Sie transportieren Emotionen, Stimmungen und erzählen Geschichten, ähnlich wie die Musik, die Schulz in seiner langjährigen Karriere begleitete. Seine Fotografien sind ein künstlerischer Ausdruck, der uns dazu bringt, die Welt um uns herum mit einem offenen und aufmerksamen Auge wahrzunehmen.
Guido Schulz hat eine besondere Fähigkeit, den scheinbar unscheinbaren Momenten eine außergewöhnliche Bedeutung zu verleihen. Er ist der Chronist des imperfekten Augenblicks, der die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit des Lebens festhält. Statt Hochglanzmomente einzufangen, konzentriert er sich auf die vermeintlich unbedeutenden Augenblicke, die von anderen Fotografen oft übersehen werden. Sein Motto lautet: “Die beste Kamera ist die, die man immer dabeihat.” Ausgestattet mit seinem Mobiltelefon dokumentiert er seine Reisen, Alltagsszenen und Auftritte von Freunden. Dabei entstehen Momentaufnahmen, die eine ganz eigene Geschichte erzählen und den Betrachter in ihren Bann ziehen. „Ich könnte eine Ausstellung nur mit Fotografien von Sneakers auf Hotelfluren bestreiten“.
Die besondere Aura, die Schulz’ fotografisches Werk prägt, zeugt von einer tiefen Verbundenheit zur Vergangenheit und einer Poesie, die in den vermeintlich unscheinbaren Momenten des Alltags liegt. Seine Bilder vermitteln eine melancholische Atmosphäre, in der die Schönheit des Abgerockten und die Geheimnisse des Alltags aufeinandertreffen. Durch seinen Blick werden beschädigte oder hässlich erscheinende Motive mit einer eigentümlichen Zärtlichkeit neu betrachtet und erhalten eine andere Bedeutung. Schulz lässt uns in seinen Bildern Reminiszenzen an vergangene Zeiten entdecken und erweckt Erinnerungen an Jugend und Kindheit in den 60er, 70er und 80er Jahren. Selbst, wenn die Fotos spät im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends aufgenommen wurden, gelingt es Schulz, diese melancholische Tristesse der damaligen Jahre einzufangen, die wie ein Geist, oder eine zeitlose, nicht verklingende Melodie durch die urbanen, menschengestalteten Orte weht.
Ausstellung / Exhibition Urban Encounters
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