Diese Dramaturgie kann abhängig machen, sowohl als aktiv Ausführender als auch als passiver Zeuge – Bang! , Bang!. Auch ist die Klimax aus Kontrolle, Machtausübung, Gewalt, Kontrollverlust und unentrinnbarer Konsequenz sehr charakteristisch für das humane Beieinandersein und hat die Menschen und ihre Geschichte(n) wesentlich geprägt. Jedem Leser ist es so bereits klar, worum es hier geht. Ja, es dreht sich um den Schuss. Und dieser Vorgang schließt einiges mit ein: den Schützen, das Ziel, die Waffe, den Grund und die Folgen.
Benedikt Brauns künstlerische Arbeit ist bekannt dafür, dass sie die Betrachter dahin führt, wo es insgeheim so interessant wird, dass es weh tut: Mit Verve an die Ränder und in die Tabuzonen der Gesellschaft. Bereiche, die meist verkniffen übersehen werden oder mit Nachdruck verdrängt, also exzentrisch bis verbotene Sexualpraktiken, Politik ohne Moral, Geldmachen ohne Hemmungen und Unterschichten-Habitus bis an die Schmerzgrenze jeder*n Bildungsbürgers*in (pc). Dort steht man dann, schwertragend an einem Strauß voller Wortspiele, einer unordentlichen Portion Witz und zahllosen Assoziationen. Und jetzt fallen auch noch Schüsse. Ja, Benedikt Braun wählt dieses Mal das hohe Drama des Schießens, mit eigens konstruierten Schieß-Maschinen, ausgelöst durch die Besucher und den Künstler höchstpersönlich. Bei der neuen Soloausstellung Shooting Star finden sich die Galeriebesucher mittendrin im projektilen Drama, ob als Zeuge oder als Täter, jedoch niemals als Opfer.
Der Vorgang des Schusses hat durch seine dramatische Brillanz und schicksalshafte Schwere seit jeher schöpferische Menschen zum bildnerischen Ausdruck inspiriert. Von Jagdszenen mit Pfeil und Bogen in den Höhlenmalereien bei Valencia, den Darstellungen von Bogenschützen auf Streitwägen im antiken Ägypten und Assyrien über mit Pfeil und Bogen bewehrte Figuren auf griechischer Töpferware, über zahlreiche Schlachtgemälde in Öl bis hin zu Francisco de Goyas monumentalen Werk Die Erschießung der Aufständischen (1814) hinein in die heranbrechende Moderne, die Motivik des Schusses lässt sich durch die gesamte Kunstgeschichte verfolgen.
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