Aus der Serie “Falling Empire”
Die kapitalistische Warenwelt mit ihrer unendlichen Ausdifferenzierung bietet eine Vielzahl von ästhetischen und visuellen Anknüpfungspunkten, die Dor nutzt. Wenn bunte Pinselschwünge, ins Riesenhafte vergrößert und akkurat gemalt, im Bild schweben, wenn poppige, rosarote Formen wie schwerelos im Raum driften, wenn Papageienfedern, halb verborgen unter geometrischen Formen erkennbar werden, zitiert Dor das Zeichenhafte, das sich auch in der Welt des Advertising findet. Aber die restlose Hingabe an die so konstruierten, lockenden, sinnhaften Zeichen der Dingwelt kann nur zu Einsamkeit und Verlassenheit führen. Der Schein der Warenwelt ist glitzernd und verführerisch, aber letztlich leer. Der Reiz des Konsumprodukts ist dann am stärksten, wenn es nahezu unerreichbar erscheint, der Zielpunkt des Verlangens ist und erst unter Anstrengungen erlangt werden muss. Der so immer wieder reproduzierte Taumel, die Suche nach immer Neuem findet ihre Potenzierung im Digitalen. Wo früher der persönliche Kontakt zum Verkäufer, das Verkaufsgespräch, inhärenter Teil der Ware und dessen Erwerbs war, da verdrängt heute immer mehr der digitalisierte Bestell- und Zustellvorgang das sinnstiftende persönliche Moment des Einkaufs. Shoppen macht nicht glücklich, sondern erhöht den eigenen Güterberg. Die Dekonstruktion sinnstiftender sozialer Zusammenhänge im Digitalen wirkt auf den Einzelnen. Die Halt gebenden Schranken sozialer Rituale kommen abhanden wenn immer mehr am Bildschirm eingekauft wird. Dies spiegelt sich in den Bildern Dors. Den Fragmenten der Körper, den Dingen fehlt jeder Bezug. Ähnlich wie sich die Dingwelt im Digitalen in Nullen und Einsen aufteilt, sind auch dargestellten Räume Dors zergliedert. Alles wird fluid, entzieht sich einer klaren Zuordnung oder Perspektive.
R.Rabensaat
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